Access & Austausch
Ich glaube an Vielfalt als Quelle von Kraft –
sowohl von Sicherheit und Stabilität als auch von Veränderung und Erneuerung.
![](https://dorotheedeplace.de/wp-content/uploads/2021/08/WirSindViele_391x420.jpg)
Unsere Gesellschaft ist jedoch in fast allen Bereichen nicht auf Diversität ausgelegt. Gebäude und Kommunikationswege, die die meisten ganz selbstverständlich nutzen, schließen manche Menschen aus. Um Einzigartigkeit und Vielfalt fruchtbar zu machen, müssen wir Räume öffnen, Zugänge schaffen, Kommunikation kritisch hinterfragen und Barrieren abbauen. Als Kulturschaffende sehe ich mich hier in der Verantwortung.
Vielfalt und Gleichwertigkeit zu leben ist Arbeit, die sich lohnt – FÜR ALLE.
Heran Tasten
eine dreijährige Kooperation zwischen kitsz e.V. und BZBS
Verband freier Kinder- und Jugendtheatergruppen Hamburgs – Bildungszentrum für Blinde und Sehbehinderte Hamburg
![](https://dorotheedeplace.de/wp-content/uploads/2023/02/HeranTasten-1024x544.jpg)
Das Bildungszentrum für Blinde und Sehbehinderte Hamburg umfasst eine Grund-, Stadtteil- und Handelsschule. Die Schülerschaft hat neben Seheinschränkungen oft weiteren Förderbedarf. Die Klassen sind klein, das Einzugsgebiet dagegen riesig.
Aufgrund dieser Besonderheiten nimmt die Schule kaum an kulturellen Angeboten für Schulen in Hamburg teil. Weder seitens der Künstler_innen noch seitens der Schule gibt es nennenswerte Erfahrungen im Umgang mit einander, im Einladen oder Projekte organisieren. Die Bedürfnisse des Gegenübers sind unklar. Einen regelmäßigen Kommunikationskanal gibt es nicht, denn lange gab es ohnehin keine passenden Angebote.
A wie Access
Wahrnehmung befragen – Zugänge schaffen
![Der blinde Theaterbesucher Torsten W. und die Künstlerin Claire Lefèvre ertasten gemeinsam eine große hängende Stoffbahn. Der Stoff ist gestaltet von Sophie Utikal und zeigt den Oberkörper einer Frau in einem rosa und schwarz getiegerten Top. Ein Finger an diesem Frauenkörper ist in etwa so groß wie Torstens ganzer Arm. Die Details des Bildes sind aus Stoffen in unterschiedlichen Farben ausgeschnitten und auf die Stoffbahn aufgenäht, sodass sich die Konturen ertasten lassen.](https://dorotheedeplace.de/wp-content/uploads/2021/08/Probenbesuch.TotalMeltDown-1024x704.jpg)
Im Rahmen des Projektes A wie Access untersuchen fünf verschiedene Produktionsteams der freien darstellenden Künste in Hamburg ihre künstlerische und ästhetische Praxis auf unbeabsichtigte Ausschlüsse insbesondere von Publikum mit Sinnes-Einschränkungen.
Theater ist ein Medium der physischen Präsenz. Es kommuniziert über alle Sinne. Dennoch bieten die meisten Produktionen der darstellenden Künste einem Publikum mit Seh- oder Höreinschränkungen keine ausreichenden Zugänge zu den Welten und Assoziationsräumen der Stücke.
Im Austausch mit Probepublikum mit Sinnes-Einschränkungen hinterfragen die fünf Produktionsteams die eigenen Wahrnehmungs- und Denkgewohnheiten in Bezug auf ihre Arbeit und suchen nach Möglichkeiten die künstlerischen Mittel – Bühne, Kostüm, Bewegung, Sprache, Spiel, Regie, Rhythmus, Sound, Musik, Projektionen, … – voll auszuschöpfen, um langfristig auf allen Sinnes-Kanälen Zugänge zu den Erfahrungswelten der jeweiligen Produktion bieten zu können.
meine Erfahrungen
Oft entstehen Missverständnisse aus der Erwartung heraus, dass das gegenseitige Verständnis grundlegend gegeben sei. Man nimmt an, dass das Gegenüber ähnlich wahrnimmt und denkt. Die eigene Wahrnehmung wird so zum Maßstab gemacht. Stellt sich diese Annahme rückblickend als falsch heraus, weil Andere auf Basis ihrer Erfahrungswelt etwas anders ausdrücken oder verstehen, ist man überrascht und stellt sich die Frage nach dem Schuldigen: „War es mein Fehler oder der meines Gegenüber?“
Beide richtig – nur eben anders.
Wo die Diversität einer Gruppe bewusst wahrgenommen wird, wo man sich mit Andersartigkeit konfrontiert, ist allen klar, dass Verständigung nicht Realität sondern Aufgabe ist, dass man einen Weg zurücklegen muss, um einander zu begegnen. Die Aufmerksamkeit in der Kommunikation steigt. Auch die Zeit, die man sich für Kommunikation nimmt, steigt. Missverständnisse und Irritationen kommen daher viel seltener vor. Dadurch steigt auch die Sicherheit und das Vertrauen in der Gruppe. Ebenso steigt die Möglichkeit, etwas zu lernen und zu entdecken, enorm.
![DanceAbility](https://dorotheedeplace.de/wp-content/uploads/2020/07/Access.DanceAbility_Franco.Covi_-1024x683.jpg)
Augenhöhe ist da möglich, wo alle bereit sind, sich als Lernende zu begreifen. Ich selbst finde das sehr befreiend. Zu wissen, dass ich (noch) nicht alles (allein) können und schaffen muss, weil das menschlich ist, es also letztlich Allen so geht, hilft mir sehr, geduldig mit mir selbst zu sein. Auch wenn ich merke, dass ich manchen Menschen gegenüber Hemmungen habe, zuzugeben, dass ich etwas nicht (allein) kann. Ich habe jedoch erlebt, dass eine Gruppe, in der man offen über eigene Grenzen sprechen kann, sehr gut und effektiv arbeitet. Denn für ein Problem, das offen auf dem Tisch liegt, findet sich in der Regel sehr schnell innerhalb der Gruppe eine Lösung. Probleme, die man vergräbt, weil man sich schämt sie anzusprechen, können im Verborgenen wachsen und zeigen sich dann oft im ungünstigsten Moment.
Ich stelle fest, dass Verantwortung zu tragen mir nicht nur Freude macht, und ich darin Bestätigung finde, sondern dass es auch immer wieder neue Kräfte in mir mobilisiert. Diese Erfahrung wünsche ich möglichst vielen Menschen. Daher arbeite ich stets mit dem Ziel, Verantwortung zu teilen, Entscheidungen gemeinsam zu treffen und zu vertreten, Konsequenzen gemeinsam zu bedenken, zu feiern oder auch auszuhalten.
Netzwerke & Kooperationen
Ich arbeite mit Künstler*innen, Gruppen und in Netzwerken, die auf Kooperation setzen – Diversität zulassen, fördern und genießen – Anderen und der Welt forschend, mutig und zugleich mit Demut, und im Bewußtsein der Begrenztheit der eigenen Kraft und Erfahrung begegnen.
Künstlerinnen und Künstler
• Theater Brekkekekex
• Mapili Theater
• Die AZUBIS
• Theater Kormoran
• Produktionsbüro Zwei Eulen
• Teresa Lucia Rosenkrantz
• Henri Hüster
• Vasna Aguilar
• Ensemble Meine Damen und Herren
• Sonja Zander
• vierhuff theaterproduktionen
• Ursina Tossi
• FUNDUS THEATER / Theatre of Research
• Tina Erösova
• Florian Polzin
• Ensemble Beweggrund Trier
• tanzbar_bremen
Vereine, Verbände, Initiativen
• formfrei e.V.
• Dachverband freier darstellender Künste Hamburg
• NeDiKu, Netzwerk für Diversität in Kunst und kultureller Bildung Hamburg
• !NK – inklusives Netzwerk Kultur
• Bündnis für Festivals der freien Tanz- und Theaterszene Hamburgs
• Die Wiese e.G.
• TUSCH (Theater und Schule) Hamburg
• Respekt Coaches
• Kulturagenten
• Bundesverband Theater in Schulen
• Eucrea Kunst und Behinderung e.V.
• DanceAbility Deutschland
• Dreamtime Festival Milano
• DanceAbility international
• Europe beyond access